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Der deutsche Rundfunk wird 100

Eine Zeitreise

Es ist Zeit zu feiern! Seit nun einem Jahrhundert erfüllt das Radio Wohnzimmer, Büros und Autos in Deutschland mit Musik, Unterhaltung und aktuellen Nachrichten. Aus diesem Anlass nehmen wir Sie mit auf eine kleine Reise durch die Höhen und Tiefen, der letzten 100 Jahre Radio in Deutschland und genießen abschließend einen Ausblick in die Zukunft. Aber erstmal zurück zum Anfang…

Wie alles begann…
„Achtung, Achtung! Hier ist die Sendestelle Berlin, im Vox Haus. Auf Welle 400 Meter.“
Mit diesen Worten, gesprochen von Friedrich Georg Knöpfke, dem ersten Direktor der Funk-Stunde AG Berlin, begann am 29. Oktober 1923 offiziell der Rundfunkbetrieb in Deutschland. Nur etwa 250 Personen besaßen zu diesem Zeitpunkt ein Empfangsgerät, sowie eine Hör-Lizenz. Diese konnte bei der Post aufgrund der hohen Inflation kurzzeitig für 350 Milliarden Mark erworben werden. Ein halbes Jahr später nahm die Mitteldeutsche Rundfunk AG als erste Regionalanstalt den Sendebetrieb auf. Ab jetzt kostete eine Lizenz zum Hören etwa 60 Reichsmark pro Jahr. Die Hörerschaft wuchs innerhalb von 1,5 Jahren stetig und lag im Jahr 1925 bei über eine Million.

Das erste im deutschen Rundfunk gespielte musikalische Werk war ein Cellosolo mit Klavierbegleitung (Andantino von Kreisler), welches von Herrn Kapellmeister Otto Urak und Herrn Fritz Goldschmidt am Flügel gespielt wurde. Das Radio war vor allem eins: Unterhaltungsmedium. Bereits in der Weimarer Republik wurden die Radioanstalten in ihrer Programmauswahl eingeschränkt, bis sie 1932 schließlich komplett verstaatlicht wurden und der Rundfunk in Deutschland in das wohl dunkelste Kapitel der vergangenen 100 Jahre eintrat.

Radio als politisches Instrument
Besonders ab 1933 und schließlich auch während des Zweiten Weltkrieges wurde das Radio genutzt, um nationalsozialistische Propaganda zu verbreiten und die Meinung der Bevölkerung zu manipulieren. Joseph Goebbels (Propagandaminister) bezeichnete das Radio als „wichtigstes Massenbeeinflussungsmittel“. In seinem Auftrag wurde der sogenannten „Volksempfänger“, ein Radiogerät, welches nur Mittel-und Langwellenrundfunk empfangen konnte, entwickelt, in Serie produziert und zu einem vergleichsweise günstigen Preis an die Bevölkerung verkauft. Durch die günstigen Preise stieg die Zahl der Zuhörer*innen Anfang bis Mitte der 30er Jahre und ab Kriegsausbruch stark an. Bei jedem Verkauf war zudem ein Vermerk beigelegt, der auf das Verbot ausländische Sender abzuhören, hinwies. Trotzdem wurde sich gegen dieses Verbot gewehrt und versucht ausländische Sender zu empfangen. Der Deutsche Dienst des BBC (British Broadcasting Company) bot unter anderem akustische Bastelanleitungen für die Umrüstung der Radiogeräte an. Der BBC war neben anderen deutschsprachigen Sendern aus den USA und der Sowjetunion eine der wichtigsten Nachrichtensender und Informationsquellen außerhalb Deutschlands.

Nach Beendigung des Krieges musste sich das Radio in Deutschland neu erfinden und strukturieren. Dabei wurde das öffentlich-rechtliche System des BBC zum Vorbild für die Organisation des Radios im ehemaligen Westen Deutschlands. Im ehemaligen Osten wurden die Programme staatlich reguliert und geleitet. Ab dem Jahr 1986 änderte sich das System im ehemaligen Westdeutschland zu einem dualen Rundfunksystem aus öffentlich-rechtlichen und privat-rechtlich organisierten Sendern. Dies wurde nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1989 auch im ehemaligen Osten umgesetzt. Heute befinden wir uns in einem pluralisierten Rundfunksystem, welches durch aktuelle Nachrichten aus aller Welt, Gespräche, Interviews und Reportagen internationale Verbindungen und demokratische Werte stärkt, sowohl Unterhaltung als auch Informationen niedrigschwellig einem weiten Teil der Bevölkerung zugänglich macht und sie in ihrem Alltag begleitet.

Fortschreitende technische Entwicklung des Radios
Radiohören – Was zu Beginn der technischen Entwicklungen rund ums Radio nur mit Kopfhörern möglich war, ist heute zu einem vielfältigen Angebot an Empfangsmöglichkeiten geworden. Auch das Programm der frühen Radiosender war vor Beginn der elektromagnetischen Tonaufzeichnung an tatsächliche Ereignisse und Konzerte gebunden. Erst als sich die technischen Mittel zur Tonaufnahme weiter verbreiteten konnten Konzerte, Musik, Hörspiele und gesprochene Texte im Vorfeld aufgenommen und geschnitten werden. Im Jahr 1949 wurde die Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands (ARD) gegründet. In den 50ern trug die neue Verbreitungsmethode über UKW massiv zu einer Regionalisierung und einem Neuanfang der Radiolandschaft in Deutschland bei. Im Radio waren neben den Nachrichten und klassischer Musik auch Hörspiele im Programm vertreten. Um die technische Entwicklung weiter zu erforschen und voranzutreiben wurde 1956 das Institut für Rundfunktechnik als Forschungsinstitut aller öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands (ARD / ZDF / DRadio), Österreichs (ORF) und der Schweiz (SRG SSR) gegründet. Es beteiligte sich an technischen Fortschritten des Radios als Autofahrmedium, so unter anderem an der Autofahrer-Rundfunk-Information (ARI) und des Digital Audio Broadcastings (DAB) als Vorreiter des heutigen DAB+. Am 1. August 2011 gingen deutschlandweit das erste Mal Programme nach dem Digitalstandard DAB+ auf Sendung. Technisch ist DAB+ der digitale Nachfolger des analogen UKW-Empfangs. Länder wie Norwegen haben bereits komplett auf DAB+ umgestellt und auch in der Schweiz setzt man nun fast vollständig auf DAB+. Die Vorteile: eine verbesserte Klangqualität ohne Knistern und Rauschen, Displayinformationen in Bild und Text und eine umweltfreundlichere Technologie. Zudem kann man heutzutage problemlos über das Internet Radio hören. Dem Radio eröffnen sich also immer wieder neue Wege und Möglichkeiten sich technisch weiterzuentwickeln und weiter zu verbreiten.

Radio in den nächsten 100 Jahren: Auch in Krisenzeiten stabil und zuverlässig
Informierend, demokratisch, unterhaltend und krisenfest. Diese Punkte machen das Radio zu einem Medium, dass so vielfältig ist, wie seine Hörer*innen selbst. Die Raumüberwindung macht es möglich Nachrichten in Windeseile in der ganzen Welt zu verbreiten und wichtige Informationen zu teilen. Dabei bleiben Hörer*innen immer auf dem aktuellen Stand um das Weltgeschehen und politische Entwicklungen. Radio ist zudem Kulturvermittler und macht auf kreative Weise Musik aus unterschiedlichen Genres, Literatur und vieles mehr zugänglich. Für viele Künstler*innen ist das Radio ein Sprungbrett und für manche das Zu Hause ihrer Musik. So gelangten Bands und Sänger*innen wie Elvis Presley, The Beatles, The Rolling Stones, Queen, Micheal Jackson, Pink Floyd, Nirvana, Adele Coldplay, Eminem, Beyoncé, Green Day, Lady Gaga, Ed Sheeran und auch heutzutage Billie Eilish, Harry Styles, Olivia Rodrigues, Nina Chuba und viele viele mehr mit Ihren Songs zu großer Berühmtheit. Egal ob Rockmusik der 60er und 70er, die Pop- und Synthesizer-Ära der 80er, HipHop und RnB aus den 90ern und 2000ern oder Hits, die heute gespielt werden, ohne das Radio wären diese Genres wahrscheinlich nur halb so etabliert und kultig, wie wir sie heute oder in 10 Jahren wahrnehmen.

Und auch in Zukunft wird das Radio ein wichtiges Medium bleiben, welches sich besonders in Krisen als wichtige Quelle für Informationen, Aktualität und Unterhaltung herausstellt. Besonders im Zusammenhang mit DAB+ und World DAB+ wird gerade an einem optimierten Warnsystem gearbeitet, welches im Ernstfall frühzeitig reagiert und Hörer*innen im Richtigen Moment warnt. Zudem steigt die Sendervielfalt und immer mehr Sender werden Teil der DAB+/Radio Familie. Bereits jetzt beschäftigt sich das Radio auch mit politisch relevanten Themen wie Nachhaltigkeit, Diversität und gemeinschaftlichem Zusammenleben und gestaltet so unserer Zukunft mit.

„Das Radio erweckt die Künste des Lebens, die Geschichten der Welt und die Melodien der Seele.“ – Anonymous

Wir sagen Danke und freuen uns auf die nächsten 100 Jahre Radio in Deutschland.